..der Kater und der Hund..

Wir sitzen am Ufer des Sees und schauen aufs Wasser.

«Ob er wohl kommt?» fragt der Kater.

Es ist kühl und langsam zieht Nebel auf.

«Ja, er wird kommen.» antworte ich.

Wir schauen aufs Wasser und schweigen.

Der Kater setzt sich aufrechter hin und legt seinen Schwanz auf die Pfoten.

«Wann?» fragt er.

«Bald.

Gib ihm Zeit. Es ist eine lange Reise zurück.»

 

Die Spiegelungen im Wasser sind grau und dunkel wie der Himmel. Und doch sind unterschiedliche Grautöne zu erkennen, die das Wasser auf ihre ganz eigene Art einfärben.

 

Weit entfernt, dort, wo der Nebel das Wasser berührt, ist ein schwarzer Schatten zu sehen.

«Er kommt.», flüstert der Kater.

«Ja.»

Der schwarze Hund tritt aus dem Nebel und kommt einige Schritte auf uns zu.

Der Kater blinzelt.

«Er ist da.»

Die beiden schauen sich lange an.

Das Band zwischen ihnen scheint fast sichtbar. Ein Band aus Liebe, Freundschaft und Brüderlichkeit. Familie.

 

So plötzlich wie er aufgetaucht ist, verschwimmt der Hund wieder mit den Spiegelungen im Wasser.

 

Wir schauen aufs Wasser.

Der Kater rückt näher und kuschelt sich an mich.

 

«Wird er wiederkommen?»

«Ja.»

 

«Bleiben wir noch etwas hier?»

«Ja, wir bleiben, solange du willst.»

Die Besitzerin des Katers hat sich für eine Tierkommunikation an mich gewandt.

Der Hund ist schon seit einigen Wochen verstorben, der Kater seither wie ausgewechselt und sein Verhalten oft unvorhersehbar.

Gute Freunde waren sie, viel haben sie zusammen unternommen, der Kater und der Hund.

Dann von einem Tag auf den anderen war alles anders.

Der Kater war nicht wirklich begeistern von der Tierkommunikation.

Er fauchte und knurrte mich an und meint, er habe wichtigeres zu tun.

Er warte schliesslich.

«Auf was wartest du denn?»

«Auf ihn.»

Der Kater wirkt stinksauer und genervt.

«Weisst du, ich warte und warte und warte.

Und er? Er kommt einfach nicht.

Sonst ist er immer gekommen, wenn er weg gegangen ist.

Aber nun kommt er einfach nicht.»

Der Kater nimmt mich mit an den See, dem Lieblingsplatz des Hundes.

Und so sitzen wir am Ufer des Sees und schauen aufs Wasser hinaus.

«Ob er wohl kommt?» fragt der Kater.

Der Moment am See ist nun bald zwei Wochen her.

Der Kater ist kaum wiederzuerkennen oder eben doch, er ist wieder ganz der Alte.

Er spielt und rennt und ist anhänglich und verschmust.

Wie ein junger Kater halt so ist.